Bei Frauen, die sich mit HI-Viren infiziert haben, bricht die Aids-Erkrankung früher aus als bei infizierten Männern. Zu diesem Schluss kamen jetzt Forscher des Ragon Institute in Boston, nachdem sie den Krankheitsverlauf von HIV-positiven Männern und Frauen verfolgt hatten.
Die Forscher konnten feststellen, dass das Immunsystem von Frauen zu Beginn einer Infektion mit HI-Viren zwar stärker reagiert als bei Männern und demnach das Blut der infizierten Frauen zu Beginn weniger Viren aufweist als bei männlichen Infizierten, aber dass gerade diese starke Aktivierung des Immunsystems bei den Frauen zu einem schnelleren Ausbruch der eigentlichen Aids-Erkrankung führt.
Als Ursache für die geschlechtsspezifische Reaktion auf HI-Viren sehen die Forscher die unterschiedliche Konzentration des Sexualhormons Progesteron bei Mann und Frau. Frauen verfügen von Natur aus über eine höhere Konzentration an Progesteron, denn dieses Hormon bereitet die Gebärmutter auf eine mögliche Schwangerschaft vor. Bei Männern ist die Konzentration an Progesteron hingegen sehr gering. Bereits frühere Studien hatten gezeigt, dass Progesteron einen direkten Einfluss auf die Aktivierung von sogenannten pD-Zellen ausübt, welche zu den Zellen gehören, mit denen das Immunsystem als erstes auf Krankheitserreger reagiert.
Die neuen Erkenntnisse der Forscher lassen nun auf die Entwicklung neuer Therapiemaßnahmen hoffen, bei denen der Immunaktivierung mehr Gewicht als bisher beigemessen wird und durch welche der Ausbruch der Krankheit somit möglicherweise verzögert werden könnte.